Von Katzencafés haben Sie sicher bereits gehört. Doch wie steht's mit einer Katzen-Buchhandlung? Dieses Konzept hat „Cupboard Maker Books“ im US-Bundesstaat Pennsylvania aufgegriffen: Ein Geschäft, in dem Kunden Bücher durchstöbern und Katzen schlafen, spielen und flanieren können. Dahinter verbirgt sich auch ein guter Zweck: Bei den Tieren handelt es sich um Pflegekatzen, die ein neues Zuhause suchen.
Dicht zusammengepresste Bücher füllen die Regale, auch auf den Tischen stapeln sich bereits zahlreiche Exemplare. Das ist „Cupboard Maker Books“, ein Buchgeschäft in der Ortschaft Enola im US-Bundesstaat Pennsylvania. Durch die Gänge des fast 2.000 Quadratmeter großen Ladens schlängeln sich Mitarbeiter und Kunden. Doch das ist nicht das Besondere. Eine Etage höher, auf Laufstegen und Regalen, liegen, schlafen und spielen nämlich Katzen.
„Unsere Katzenfreunde haben einzigartige Persönlichkeiten“, erzählt Inhaberin Michelle Mioff-Haring im Interview mit PETBOOK. Im Jahr 1998 eröffnete die einstige Oberstufenlehrerin mit ihrem Ehemann Jason „The Cupboard Maker“, ursprünglich ein Möbelgeschäft für handgefertigte Schränke. Nur ein Bücherregal zierte damals die Verkaufsfläche, heißt es auf der Website des Geschäfts.
Über die Jahre hinweg wurde aus dem einzelnen Bücherregal jedoch eine ganze Buchhandlung mit über 100.000 Bändern – und aus der Buchhandlung ein Wohnparadies für Katzen, die noch kein Zuhause haben.
Eine Katzen-Buchhandlung war nicht in der Planung – eigentlich
Mehr als 60 Meter stehen den tierischen Bewohnern von „Cupboard Maker Books“ an Laufstegen zur Verfügung, um „über dem Laden und den Bücherregalen zu schlendern“, erzählt Michelle. Gebaut haben die Klettermöglichkeiten in der Katzen-Buchhandlung ihr Mann Jason und Sohn Riley. Dabei sah das Geschäftsmodell der Harings zunächst keine Katzen vor.
„In den ersten Jahren mussten wir ständig Mäuse fangen. Unser Gebäude ist über 100 Jahre alt“, beschreibt die Geschäftsführerin. „Wenn man einen großen alten Buchladen hat, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man hat Bücher und Mäuse oder Bücher und Katzen.“ Nach fünf oder sechs Jahren entschied sich das Ehepaar für die zweite Option.
Auch interessant: Warum die Sozialisierung junger Katzen wichtig ist
Creamsicle, der erste Buchladen-Kater
Den Anfang machte Creamsicle: Ein orange-weiß gefleckter Kater, der von 2011 bis 2014 im Buchladen wohnte, Mäuse verscheuchte und Kunden begrüßte. Ein „Creamsicle“ ist im Englischen ein Eis am Stiel, oftmals mit einer orangefarbigen Glasur und einem cremigen, weißen Kern.
Creamsicle „war in meinen Mann Jason verliebt und versuchte, ihm aus dem Buchladen zu folgen, was ihm auch einige Male gelang“, erinnert sich Michelle. Nachdem der Kater innerhalb einer Woche mehrere Male erfolgreich ausgebüxt war, beschloss sich das Ehepaar, Creamsicle zu seiner eigenen Sicherheit nach Hause zu holen.
Mittlerweile ist der Kater zwanzig Jahre alt. „Er hat zwar ein oder zwei Schritte verloren, aber er liebt es immer noch, seinen Vater jeden Morgen und jeden Abend zu sehen.“
Seit 10 Jahren arbeitet die Katzen-Buchhandlung mit einem Tierheim zusammen
Im Buchladen hat Creamsicle ein neues Kapitel eingeleitet. Seit 2012 arbeiten Michelle und Jason zusammen mit dem örtlichen Tierheim „Castaway Critters“, um Katzen zu vermitteln. Dazu nehmen die Geschäftsführer ein bis zwei Pflegekatzen in der Buchhandlung auf, die adoptiert werden können. „Stand diesen Monat haben wir 204 Castaway Critters geholfen, ein Zuhause zu finden“, sagte Michelle gegenüber PETBOOK (Stand: Dezember 2022).
Neben den Pflegekatzen gibt es auch drei Vollzeit-Buchladenbewohner: Annika, Mouse und Zak. Die Inhaberin beschreibt sie als „Foster fails“, zu Deutsch „gescheiterte Pflegekatzen“. „Viele Pflegefamilien verlieben sich in einen ihrer Schützlinge“, erklärt sie. Ein Schicksal, vor dem sich scheinbar auch die Harings nicht bewahren konnten.
Noch ein weiterer Kater residierte lange in der Katzen-Buchhandlung. „Squeekie war unser Kätzchenflüsterer“, beschreibt Michelle das Tier. „Wir haben ihn mit jeder neuen Katze oder jedem neuen Katzenbaby zusammengebracht und er hatte einfach eine sanfte Art, die selbst die ängstlichsten neuen Pfleglinge beruhigte.“ Nach acht Jahren bei „Cupboard Maker Books“ starb die Siamkatze im Frühling 2021.
Im Zentrum des Buchladens steht das Wohlbefinden der Katzen
Um das Wohlbefinden der Katzen zu gewährleisten, hausen im „Cupboard Maker Books“ nie mehr als vier oder fünf Katzen gleichzeitig. „Wenn sie miteinander herumhängen wollen, können sie das“, sagt Michelle. „Wenn sie Zeit für sich brauchen, haben sie genügend Platz, um sich zurückzuziehen.“ Die Katzen dürften sich überall im Buchladen aufhalten, zudem gebe es ein Katzenzimmer, in dem Kunden nicht erlaubt seien.
Damit die Tiere nicht ausbüxen, tragen sie spezielle Halsbänder. Diese lösen einen Alarm aus, wenn die Katzen der Eingangstür zu nahe kommen. „Auf diese Weise können wir für die Sicherheit aller sorgen“, erklärt Michelle. Denn das Geschäft liegt in der Nähe einer Autobahn und eines Rangierbahnhofs.
„Ein Segen in einer dunklen Zeit“
Dass Michelle und Jason vielen Katzen geholfen haben, ist wohl unbestreitbar. Aber auch die „Cupboard Maker Books“-Vierbeiner haben den Harings viel Gutes gebracht – gerade im Frühling 2020, im ersten Corona-Lockdown: „Der Buchladen war geschlossen und wir wussten nicht, wann wir wieder öffnen würden“, erzählt Michelle. Dann wurden fünf Katzenbabys im Geschäft geboren – „ein Segen in einer dunklen Zeit“.
„Zehn Wochen lang haben wir jeden Morgen und jeden Abend Bilder von Baby Mouse, Baby Cinna, Baby Lyra, Baby Sekani und Baby Severus in den sozialen Medien gepostet“, sagt die Betreiberin der Katzen-Buchhandlung. Die Namen der Kätzchen durften Fans in den sozialen Medien bestimmen. „Auf diese Weise konnten wir mit unseren bisherigen Kunden und Katzenliebhabern in Kontakt bleiben sowie Tausende neue Fans gewinnen.“
Im Sommer 2020 wurden vier der Katzenbabys sowie die Mutter Bellatrix adoptiert. Ein kleiner Kater blieb dem Buchladen aber erhalten. Michelle bestätigt: „Mouse war für uns das Gute, das aus dem Lockdown kam.“
Durch die Buchhandlung haben Katzen „eine Chance auf ein neues Leben“
Auch den Menschen in Enola und der näheren Umgebung ist Michelle sehr dankbar. „Die örtliche Community hat sowohl unsere Katzen als auch unseren Buchladen mit offenen Armen aufgenommen. Wir hätten nicht 24 Jahre im Geschäft bleiben und mehr als 200 liebenswerte Katzen vermitteln können, ohne zahlreiche Shares und tonnenweise Mundpropaganda“, sagt sie.
Eine Frage würde den Harings jedoch oft gestellt: Wie könnten sich die Geschäftsführer und die Mitarbeiter bei „Cupboard Maker Books“ von den Pflegekatzen wieder verabschieden? Michelles Antwort resoniert. „Castaway Critters ist zwar ein Tierheim, in dem keine Tiere getötet werden“, erklärt sie. Das Tierheim würde aber mit anderen zusammenarbeiten, in denen das passiere. „Jedes Mal, wenn wir für einen unserer Schützlinge ein endgültiges Zuhause finden, gibt das einer anderen Katze irgendwo eine neue Chance auf ein neues Leben.“